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Große Gepäckstücke nimmt niemand auf die Reise mit.
Das wäre ebenso ungeschickt als zwecklos, da jeder und jede das zum gewöhnlichen Bedarf Notwendige an jedem Platze, wohin die Reise führt, haben kann, weshalb jeder Reisende nur eine kleine Handtasche mitführt, worin sich etwas Leibwäsche und etwa ihm lieb gewordene Kleinigkeiten oder Bedarfsartikel befinden.
Bei Beginn der Winterszeit ziehen es viele der älteren Leute vor, nach dem warmen Süden zu reisen, um die kältere Iahreszeit dort zu verbringen, denn sie finden dort dieselben sozialen Einrichtungen vor wie hier und können sich dort ebenfalls einer Beschäftigung widmen, die ihnen entspricht.
Die jüngeren Leute bleiben gewöhnlich in den nördlichen Gegenden, um den Wintervergnügungen, deren es allerlei, wie Schlittenfahren, Eislaufen u. dergl. gibt, auszukosten und zu genießen.
Was das Fahren betrifft, so werden die elektrischen Bahnen von Mitgliedern der Ingenieurbataillone geleitet, die sich in gewisser Zeit gegenseitig ablösen.
Die Wagen sind praktisch und bequem eingerichtet: Nachtfahrten finden überhaupt nur in besonderen Ausnahmefällen statt, da die Reisenden es nicht nötig haben, möglichst schnell an das Reiseziel zu kommen, denn niemand hat etwas zu versäumen.
Alle Vorsichtsmaßregeln sind auf das sorgfältigste getroffen, Unfälle und ähnliches sind daher gänzlich ausgeschlossen.
Die einen Geleise sind nur für den Personenverkehr vorhanden, während Frachten auf besonders hierfür angelegten Geleisen befördert werden.
Diese Beförderung wird ebenfalls von der Ingenieurabteilung geleitet.
2. Teil

Wie es kam.

Auch wie es kam, mußte mir meine Freundin in ebenso natürlicher wie anziehender Form zu schildern.
Ein großer Luxus hatte unter den Reichen und Mächtigen platzgegriffen, so daß das Volk, das für alles aufzukomme hatte, immerhärter durch Steuern und Abgaben bedrückt wurde.
Die Preise der Lebensmittel, deren Bestimmung überhaupt in Händen der Trustgesellschaften waren, stiegen von Iahr zu Iahr, bis zu unerschwinglicher Höhe.
Einzelne Reiche häuften immer weiter Million auf Million, eigneten sich das ganze Land an, während die arbeitende Klasse es kaum mehr erschwingen konnte, sich einen kleinen Bauplatz anzuschaffen, um ein Häuschen darauf zu bauen für die ohnehin so karg bemessene Zeit der Ruhe für den bis zur Erschöpfung ermüdeten Leid.
Trotz der Verteuerung aller Lebensbedürfnisse blieben die Arbeislöhne stabil.
Die Arbeitszeit wurde wohl um ein geringes verkürtzt, aber nur durch fortwährende Strikes und Kämpfe, die jedesmal den schon längst aus dem Gleichgewichte gebrachten wirtschaftichen Haushalt des Arbeiters noch ärger (seite 15) verwirrten und in Unordnung brachten.

Angerbauer, Joseph. Tischlein, Deck Dich Für Alle! Eine Betrachtung. West Norwood: Selbstverlag, 1908.